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Der Sieg der Narrenkappe von Klaus Köhn

Der Karneval, in Köln der Fastelovend, ist zwischen Wittichenau mit den Kappensitzungen und Bad Honnef mit den rheinischen Prunksitzungen eine verbindende Tradition. Beherrschen doch in beiden Städten die Narrenkappen in der „Fünften Jahreszeit“ weitgehend das gesellschaftliche Leben. Einen besonderen Anteil daran hat u. a. das rheinische „Kölle“, denn der Drang zum Feiern gehört sowohl für die Wittichenauer ebenso zum Leben wie für die Rheinländer. Schon in der Antike wurden ungefähr zur gleichen Zeit wie heute Feste gefeiert, bei denen sich die Menschen verkleideten und die herrschende Ordnung auf den Kopf gestellt wurde. So ist die „Mummerei“ historisch nachweisbar. Das niederdeutsche Wort „Fastelovend“ bedeutet nichts anderes als „der Abend vor der Fastenzeit“. Am „Fastelovend“ oder in der Mainzer „Fassenacht“ gab es Umzüge in den Straßen, und es wurde überall gefeiert und gesungen, vor allem gegessen und getrunken.

Öf­fent­li­che Mas­ke­ra­den wurden im Januar im Ja­nu­ar 1835 in Ko­blenz erlaubt. Danach folgten Düs­sel­dorf, Aa­chen, Trier, Bonn und die üb­ri­gen Städ­te und Dör­fer der Rhein­pro­vinz. Die Ver­tei­di­gung des rhei­ni­schen Kar­ne­vals war folg­lich mit dem Fort­be­stand des fran­zö­si­schen Jus­tiz­sys­tems und dem so­ge­nann­ten „Kampf um das Rhei­ni­sche Rech­t“ ver­bun­den.

Sich als Narr zu bekennen, war eine selbstbewusste Aussage der närrischen Elite. „Die Kappe sei das Ziel, wonach wir streben, sie ist der Wünschelhut, der uns versetzt, aus diesem wirren, trocknen Alltagsleben, in eine Zauberwelt, die stets ergötzt“, hieß es im „Echtesten Cölnischen Carnevalsalmanach auf das Jahr 1831.“ Kein Wunder, dass der Kappenbrauch nach dem Kölner Vorbild in anderen Orten Nachahmer fand. Ausgerechnet ein Preuße war es, der den Karneval um eine eigene Kappe bereicherte: Karl Heinrich Maximilian von Czettritz und Neuhauß (1773 – 1865), ein dem schlesischen Adel entstammender Generalmajor und Kommandeur der 15. Kavallerie-Brigade in Köln. Am 14. Januar 1827 soll das Ehrenmitglied des Kleinen Rates dem Festkomitee vorgeschlagen haben, während des Karnevals „ein kleines buntfarbiges Käppchen“ als gemeinsames Erkennungszeichen aufzusetzen – getreu dem Motto „Gleiche Brüder, gleiche Kappen“, einem schon damals seit Jahrhunderten bekannten Sprichwort.

Das Kappentragen fand daher viele Anhänger. In vielen Gemeinden wurden bunte Mützen zum neuen närrischen Standeszeichen, und zur Eintrittskarte in das närrische Leben. Ihren Trägern war der Besuch von Bällen, Sitzungen und Fastnachtspossen gestattet. Die von den Narren getragene Kappe sollte dazu dienen, „um diejenigen, die hier unberufen eindringen, erkennen und nach Verdienst abweisen zu können.“ Erste Musterkappen in den Kölner Narrenfarben wurden gefertigt, rot-weiß senkrecht gestreift und mit grünen und gelben Quasten versehen. Sie wurden am 21. Januar 1827 erstmals auf einer Generalversammlung getragen. Kein Wunder, dass man die rheinischen Narren von da an auch als „Käppler“ etikettierte. Oft wurden sie in Anzeigen angeboten, und von sogenannten Kopfschustern oder Kappenfabrikanten jährlich neu gefertigt. Im Gegensatz zum Hut saß die Narrenkappe immer fest auf dem Kopf. „Sind wir auch nicht unter einen Hut zu bringen, unter eine Kappe gehören wir alle“, hieß es deshalb im 19. Jahrhundert häufig. Die jähr­lich wech­seln­de Nar­ren­kap­pe brach­te die Mehr­di­men­sio­na­li­tät der kar­ne­va­lis­ti­schen Sym­bol­spra­che bei­spiels­wei­se da­durch zum Aus­druck, dass sie ent­we­der die Form ei­ner Ja­ko­bi­ner­müt­ze oder das Aus­se­hen ei­ner preu­ßi­schen Pi­ckel­hau­be an­nahm.

Ob Helau oder Alaaf: unter der Narrenkappe galt Redefreiheit. Der Bon­ner Geschichtspro­fes­sor Gottfried Kinkel (1815–1882) sprach es in ei­ner Büt­ten­re­de aus: „Rufts mit lau­tem Schall! Bür­ger sind wir all!“  „Die Narrenkappe“, schrieb eine Zeitung 1838, „macht alle Stände gleich, verdrängt alle Vorurtheile und Privilegien.“.

Den Nazis und den DDR-Oberen war eine solche Redefreiheit ein Dorn im Auge. Die Büttenredner mussten Vorsicht walten lassen. Karl Küpper, der als „Verdötschter“ (Verbeulter) in die kölsche Bütt stieg, hatte 1937 den Mut, den ausgestreckten rechten Arm zu heben – und dann nicht „Heil Hitler!“ zu rufen, wie es der ganze Saal erwartete, sondern festzustellen: „Nä, nä, su huh litt bei uns dä Dreck em Keller!“ (Nein, nein, so hoch liegt bei uns der Dreck im Keller.) Er erhielt lebenslanges Redeverbot.

 

 

Wittichenauer Adventsmarkt

Am letzten Samstag fand in Wittichenau wieder der Adventsmarkt statt. Passend dazu bedeckte am Morgen eine dünne Schneedecke die Stadt.

Das richtige Wetter, um Glühwein oder Kinderpunsch zu trinken bzw. verschiedene Leckereien an den einzelnen Ständen zu genießen und dabei dem Programm vor der Bühne zu lauschen.

Und es wurde voll auf dem Markt. Am Morgen noch etwas weniger besucht, da hätten sich sicherlich die Darsteller auf der Bühne, den ein oder anderen Zuschauer mehr gewünscht. Verdient hätten sie es auf jeden Fall. Auf der Bühne wurde ab 11 Uhr ein großartiges Programm geboten, ob Tanzdarbietungen, Gesang und Theaterstück, für jeden war etwas dabei. Bürgermeister Markus Posch und Weihnachtsfrau Marion Grellert begrüßten und eröffneten pünktlich den Adventsmarkt.

Am Nachmittag wurde es immer enger und die Schlangen vor den Bratwurstständen waren irgendwann sehr, sehr lang. Und wenn die Kinder hungrig sind, kann das ganz schön anstrengend werden. Am Ende gab es dann doch noch etwas und die Kinder waren wieder entspannt.

Zum Aufwärmen konnte man in die Jurte der Pfadfinder gehen und sich da bei Spielen und Gesang die Zeit vertreiben. An einzelnen Ständen und auch in den Geschäften gab es noch etwas für die Deko zu Hause oder man konnte Geschenke für Weihnachten kaufen.

Irgendwann kam nach langen und lauten Rufen auch der Weihnachtsmann mit dem Schneemobil „angerauscht“.

78 Kinder traten vor den Weihnachtsmann und trugen ein Gedicht oder ein Lied vor. Von den beiden Engelchen gab es dafür dann kleine Präsente überreicht.

Am Ende war es wieder spannend. Wer gewinnt die Bürgermeisterwette? 20 Vereine bzw. ein Stellvertreter aus dem Vorstand samt einem wichtigen Utensil galt es auf die Bühne zu bringen.

 

21 Vereine präsentieren sich letztendlich und somit hatte der Bürgermeister die Wette gewonnen. Trotzdem möchte er mithelfen einige Zwiebeln der Frühblüher in der Stadt mit unter die Erde zu bringen, denn schließlich hat er ja laut seiner Aussage einen grünen Daumen.

Nach mehreren Stunden auf dem Adventsmarkt würde es dann Zeit für meine Kinder und mich nach Hause zu gehen. Die Füße, Hände und Wangen waren dann doch etwas durchgefroren. Wer wollte, konnte dann aber den Abend noch gemütlich auf dem wunderschön erleuchteten Marktplatz ausklingen lassen.

A. Heil

Ehrung für Altbürgermeister in Sachsen von Udo Popella

 

 

Der Ministerpräsident Sachsens, Michael Kretschmer, ehrte am 14. 11.  im Rahmen einer Festveranstaltung im Paulinum der Universität Leipzig ca. 40 Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker der ersten Stunde, die sich in besonderer Weise langjährig für den Aufbau und die Entwicklung unseres Gemeinwesens engagiert haben.

In seiner Laudatio ging er auf die schwierigen Bedingungen ein, welchen sich nach dem Fall der Mauer zahlreiche Frauen und Männer in den neuen Bundesländern verantwortungsbewusst gestellt haben. Der Ministerpräsident betonte, dass man sich bei der Auswahl der betreffenden Geehrten sehr schwergetan habe, weil gewiss noch mehr Amtsinhaber a. D.  solch Dank und Anerkennung verdient hätten. Er würdigte vor allem auch den Mut, den in Anbetracht mangelnder Verwaltungsvorschriften so manch „Macher“ gezeigt hat, wenn es darum ging, Entscheidungen zu treffen, ohne die Rückendeckung übergeordneter Behörden zu haben.

Ich war sehr verwundert, als Einziger aus dem Landkreis Bautzen, diese Ehrung entgegen nehmen zu dürfen. Als Präsent wurde allen Geehrten eine extra für diesen Anlass in limitierter Anzahl hergestellte schöne Schale aus Meissener Porzellan, die eine diesem Anlass entsprechende Gravur schmückte, überreicht. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mich bei all meinen ehemaligen Mitarbeitern zu bedanken, ohne deren Arbeit ich allein nichts hätte erreichen können. Ein Außenstehender kann kaum erahnen, was für eine Fülle bürokratischen Krames zu bewältigen ist, um eine Angelegenheit, mag sie auch harmlos erscheinen, zu bearbeiten. Ohne die gesamte damalige Rathausmannschaft, angefangen bei den Amtsleitern und meinen Sekretärinnen, bis zu den Reinigungskräften, den Kollegen des Bauhofes und der Kläranlage, würden nicht, wie die Presse einst berichtete, die glücklichsten Menschen unseres Landkreises in Wittichenau wohnen. Auch den Stadträten, besonders denen der ersten drei Legislaturperioden nach der Wende, ohne deren Mitwirken bei den zahllosen Beschlüssen gar nichts gegangen wäre, gilt Dank und Anerkennung.

Meine liebe Frau Angela hätte es verdient, an erster Stelle genannt zu werden.  Sie hat mir stets den Rücken freigehalten und mich ertragen, wenn ich wegen unseres weltrekordverdächtigen Bürokratismus öfter mal schlechte Laune hatte. DANKE mein Schatz.

Nicht zuletzt sollte auch hierbei an Altbürgermeister Peter Schowtka erinnert werden. Zum einen wäre ich ohne ihn niemals im Rathaus gelandet und zum anderen hat er mir stets bedingungslos Rückhalt gewährt, wenn ich in meiner Zeit als Bauamtsleiter des Öfteren Beschlüsse eingebracht habe, die letztlich zu einer hohen Verschuldung unserer Stadt geführt haben. Mein Motto war bis zu meiner Versetzung in den Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen zum „1.April“ 2014 (meine 3. Amtsperiode hätte erst im Februar 2016 durch Eintritt in das Rentenalter geendet): Wer keine Schulden hat, hat auch nichts geleistet. Ich habe lange gebraucht, Schowtkas plötzliche Amtsniederlegung zu verdauen.

 

Udo Popella

Bürgermeister a. D.

 

Aus dem Wittichenauer Wochenblatt – Osterreiten demnächst mit Frauenquote? Erwiderung auf den Beitrag von Klaus Köhn von Horst Dutschmann

Im Wochenblatt 7 vom 6. Mai 2022 hat Herr Köhn aus Bad Honnef von der tiefen Frömmigkeit des hiesigen Osterreitens berichtet. Ich war zunächst erfreut und beeindruckt welch hohes Ansehen unsere langjährige Tradition auch in anderen Bundesländern genießt. Beim weiteren Lesen seines Beitrages allerdings ist mir die Freude schnell vergangen. Ich möchte wetten, dass es neben mir sicher 98% aller Osterreiter ebenso ergangen ist. Wie Herr Köhn richtig schreibt, gibt es diesen Brauch seit 481 Jahren zwischen Wittichenau und Ralbitz, vorher aber schon seit Ende des 15. Jahrhundert zwischen Hoyerswerda und Wittichenau. Wo gibt es in unserem Land noch derartige lange christliche Traditionen? Mit Recht können wir darauf sehr stolz sein und wir müssen und werden alles daran setzen, dass es auch in Zukunft so bleibt. Zuerst habe ich nach dem Lesen gedacht das ist ein Witz oder ein dummer Jungenstreich. Da Sie aber geschichtlich dokumentiert im unteren Teil die herausragenden Fähigkeiten der Frauen vor 2000 Jahren und auch in der heutigen Zeit in Vordergrund stellen, scheint mit Ihr Vorschlag, dass Frauen mitreiten sollten, doch ernst gemeint zu sein. Mir ist bisher noch nie ein derartiger Wunsch von Wittichenauer Frauen zu Gehör gekommen. Man fragt sich da mit Recht, welche Verbesserung bringt es? Es wäre interessant zu erfahren, wie Ihre weiteren Vorstellungen über die Teilnahme von weiblichen Reiterinnen aussehen soll. Ich denke da an die Bekleidung oder an den zukünftig zu erwartenden erhebenden Gesang. Ist auch eine Quotenregelung vorgesehen? Wird ein weibliches Fahnenpaar eingeführt oder gibt es gar in naher Zukunft auf Grund des Machtstrebens eine weibliche Prozessionsleiterin? Niemand in Wittichenau hat in den vielen Jahrhunderten gewagt an der Art und Weise und Durchführung des Osterreitens zu rütteln. Sicher hat man das Osterreiten immer den Männern überlassen, weil es eine wirklich anstrengende körperliche Sache ist. Neben der körperlichen Belastung muss man auch stimmlich gut gerüstet sein, um die vielen Lieder und Gebete stimmgewaltig rüber zu bringen. Wer weiß unterwegs von den Umstehenden schon, dass außerhalb der Dörfer auf den kilometerlangen Wegen allein 4 Rosenkränze, die lauretanische Litanei, mehrere Anrufungen zur Gottesmutter und ehrfürchtig zur Kreuzverehrung gebetet wird? Ich glaube es gibt mittlerweile leider viele, die heutzutage nicht mehr wissen wie ein Rosenkranz überhaupt gebetet wird. Es ist nicht auszuschließen, dass gerade aus diesem Grund der Herrgott uns diese segensreiche Tradition für unsere Region solange erhalten hat. Sicher heutzutage hat jeder das Recht seine Meinung zu äußern. Deshalb habe ich lange überlegt, ob ich zu Ihrem Artikel Stellung beziehen soll. Ich bin kein Prozessionsleiter, aber unterdessen mit 59 Jahren Teilnahme der dienstälteste Reiter in der Wittichenauer Prozession. Herr Köhn Sie und der Partnerschaftsverein aus Bad Honnef haben uns nach der Wende dankenswerter Weise viele hilfreiche Tipps und Ratschläge gegeben um in der freien Marktwirtschaft bestehen zu können. Wir in Wittichenau haben in den vielen Jahrhunderten zumindest was das Osterreiten betrifft unsere eigenen Erfahrungen gemacht und sehen derzeit keinen Anlass irgendetwas daran zu ändern. Im Übrigen, falls sie es nicht wissen oder bemerkt haben sind unsere Frauen beim Osterreiten voll integriert. Damit wir auf den Pferden auch schick aussehen bereiten sie all unsere Bekleidungen vor, versehen die Kopfstücke des Pferdes kunstvoll mit Blumen, beköstigen aufopferungsvoll die Ralbitzer Reiter, nach Ostern wird die gesamte Bekleidung gereinigt und schrankfertig fürs nächste Jahr eingeräumt und nicht zuletzt sind sie den ganzen Tag in Gedanken bei uns und beten, damit wir wieder glücklich heimkehren. Wir sind froh und dankbar, dass wir sie haben, ohne sie würden wir manchmal alt aussehen. Deshalb sei ihnen an dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön gesagt. Herr Köhn Sie nehmen mir es sicher nicht übel, wenn ich Ihnen jetzt auch einen närrischen Vorschlag mache. Nehmen Sie bitte mal das hochgelobte Dreigestirn des Kölner Karnevals in Augenschein. Dort gibt es schon seit Urzeiten neben dem Prinz und dem Bauern noch eine Jungfrau, die leider seit Generationen von einem Mann dargestellt wird. Wie wäre es, da mal die Frauenquote anzustreben und nach einem echten jungfräulichen Objekt Ausschau zu halten?

Horst Dutschmann

 

 

Heute und vor fünfundsiebzig Jahren – Gedanken eines Zeitzeugen Von Klaus Köhn

Seit März sind wir in der Folge der Corona-Krise in eine für uns nicht bisher vorstellbare Welt geschleudert worden. Alles scheint nicht mehr normal zu sein und wurde von den Füßen auf den Kopf gestellt.

Mein Denken versetzt mich 75 Jahre zurück, denn der 8. Mai 1945 war für mich in seinen Folgen auch etwas Unwirkliches und nicht Normales. In meinem Kopf waren noch der Krieg und die Angst gespeichert, eine Angst, die durch die Dresdner Bombennacht mit anschließender Evakuierung und Flucht geprägt war. Fast ein Jahr ohne Schule und ohne ärztliche Hilfe war ich mit meiner Mutter unterwegs und habe überlebt. 1945 war das Leben ebenso wenig normal wie heute. 1945 lagen die Städte in Trümmern und die Straßen waren zerstört. Jetzt sind Städte und Straßen wieder aufgebaut, aber menschenleer. Mir wird bewusst, dass der Krieg mich mein ganzes Leben als Resultat eines nationalsozialistisch menschenverachtenden Geschehens beschäftigt hat.

Angesichts der schrecklichen Corona-Pandemie mit viel8en Opfern und Einschränkungen lässt sich der 2. Weltkrieg nicht ausklammern, der nach einer bedingungslosen Kapitulation für das befreite Deutschland in seinen Folgen keine berechenbare Zukunft voraussah. Nach dem von Henry Morgenthau entwickelten, Ende 1944 fallen gelassenen Plan, sollte ein besiegtes Nachkriegsdeutschland allenfalls nur radikal zerstückelt und territorial reduziert als bedeutungsloser Agrarstaat weiter bestehen dürfen. Doch dürfte dieser Plan auch dazu beigetragen haben, dass Hitler den Krieg fanatisch in seinem narzisstischen Elend krankhaft selbstzerstörerisch um jeden Preis in steigernder Grausamkeit fortsetzen ließ, um mit seinem

Tod noch viele mitzunehmen und um Deutschland in einen kollektiven Suizid zu führen. Dieser Weltkrieg löschte 55 Millionen Menschenleben aus. Die meisten Menschen verlor Russland mit 20,6 Millionen, davon 7 Millionen Zivilisten. Deutschland lag buchstäblich in Schutt und Asche. In Deutschland fanden ca. 5,3 Millionen Menschen, davon 4,8 Millionen Soldaten den Tod. In Polen wurden allein 4,2 Millionen Zivilisten getötet. Millionen fanden den Tod in den Konzentrationslagern. Die Opfer, Juden, Sinti, Romas, Polen, Russen und Afro-Amerikaner wurden als „Untermenschen“ etikettiert. Ich begriff auf der Flucht im Alter von neun Jahren am 8. Mai 1945 in Altenberg auf dem Weg nach Ober-Zinnwald (ČSSR) noch nicht, in welcher Welt ich gelebt hatte. Ich hatte nur überlebt. Die Generation, die nur wenige Jahre älter als ich warCorona , gehörte schon zur „Generation ohne Abschied“, nach Wolfgang Borchert diejenigen, die „unterwegs“ waren. Auch meine Mutter und ich waren unterwegs. Über diese Generation schrieb Wolfgang Borchert, in diesen Tagen auch „unterwegs“: „Wir sind eine Generation ohne Bindung und ohne Tiefe. Unsere Tiefe ist Abgrund“. Heinrich Böll schrieb: „Borcherts Schrei galt den Toten, sein Zorn den Überlebenden, die sich mit der Patina geschichtlicher Wohlgefälligkeit umkleideten.

Millionen waren unterwegs. Es kamen die ersten Züge mit den Vertriebenen aus Schlesien und dem Sudetenland, viele zu Fuß. So drängten sich die Menschen dicht an dicht – ohne Abstand – und kletterten auf offene Eisenbahnwagons. Die Wartesäle wurden unsere Schlafsäle. Immer wieder warteten wir auf den nächsten Zug.

Wolfgang Borchert schrieb: „Denn wir wollen nach Hause. Wir wissen nicht, wo das ist: Zu Hause. Eisenbahnen, nachmittags und nachtsSie sind wie wir. Keiner garantiert ihren Tod in ihrer Heimat. Sie sind ohne Ruh und Rast der Nacht. … Sie sind wie wir. Sie halten alle viel mehr aus, als alle geglaubt haben. … Und wenn es aus ist, was ist ihr Leben? Unterwegssein. … Eisenbahnen, nachmittags und nachts. Diese Sätze habe ich erst 15 Jahre später gelesen, und ich wusste sofort: das war unser Unterwegssein, diese „Eisenbahnen, nachmittags und nachts“, waren unsere Eisenbahnen.

Wir hatten Hunger und lernten „Fringsen“, genannt nach dem Kölner Kardinal Frings, der Menschen rechtfertigte, die aus Hunger gestohlen hatten, um leben zu können.

Heinrich Böll schrieb (aus „Das Brot der frühen Jahre„): „Der Hunger lehrte mich die Preise; der Gedanke an frisch gebackenes Brot machte mich ganz dumm im Kopf, und ich streifte oft abends stundenlang durch die Stadt und dachte nichts anderes als: Brot … Ich war brotsüchtig, wie man morphiumsüchtig ist …“.

So lebten wir vor 75 Jahren. Und wie leben wir heute? Zu Hause im Corona Shutdown sind wir satt, werfen Brot weg und hamstern Klopapier und sind nicht unterwegs – oder doch?  Wir leben wochenlang mit Einschränkungen und der Angst vor Ansteckung einer tödlichen Krankheit, die die Schwächsten unserer Gesellschaft besonders hart trifft. Denken wir an die Flüchtlinge auf den griechischen Inseln, an die Kinder, die unterwegs sind wie ich vor 75 Jahren und deren Not wir angesichts eigener Nöte verdrängen. Heute wie vor 75 Jahren brauchen wir das Ja zum Leben und den Appell zu mehr Solidarität und nicht nur Ängste um Demokratie und Freiheit. Freiheit ist nach Friedrich Hegel die Einsicht in die Vernunft, und die ist mehr denn je gefragt. Ich stimme in den Aufschrei von Wolfgang Borchert ein:

„Ich möchte Leuchtturm sein

in Nacht und Wind –

für Dorsch und Stint –

für jedes Boot –

und bin doch selbst

ein Schiff in Not!“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung der Redaktion des Wittichenauer Wochenblattes zum Artikel von Klaus Köhn

Der Herausgeber des Wittichenauer Wochenblattes, Christian Schenker,  hat im Wittichenauer Wochenblatt vom 11. November 2016 folgende „Anmerkung der Redaktion“ zum Artikel von Klaus Köhn veröffentlicht.

Selbstverständlich steht mein Wochenblatt jederzeit für Diskussionen zur Verfügung. Ich habe allerdings bereits mehrfach da rauf hingewiesen, dass ich für wenig Geld eine Lokalzeitung für ein Städtchen von nicht mal 6000 Einwohnern mache und selbst nicht den Ehrgeiz habe, die Probleme der Welt zu lösen, die oft durch unfähige Politiker; Opportunisten oder profitgierige Konzerne mit ihren Lobbyisten entstanden sind.

Umso mehr, da ich praktisch ein Alleinunterhalter bin, der nun mittlerweile mit 66, erst recht nicht die Absicht hat zwischen die Fronten zu geraten, auch wenn das manchem gefallen würde. Das wäre dann auch für mich ein Grund, endgültig in Rente zu gehen. Nach 27 Jahren Wochenblatt und stabiler Auflage denke ich, dass ich nicht allzu viel falsch gemacht habe, auch wenn sich nicht alles so entwickelt hat, wie man es sich manchmal erträumte.

Aber nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung, nicht mal zu Weihnachten. Was die lokale Ebene betrifft, bin ich natürlich bestrebt, so die oft spärlichen Informationen bis zu mir vordringen, auch darüber zu berichten. Allerdings gibt es selten hierzu offizielle Stellungnahmen zu von Klaus Köhn angesprochenen Ereignissen, die wie sie bereits andeuten Wittichenau bisher weniger tangieren. Ich kann mich aber daran erinnern, dass in den 90iger Jahren extremere Ansichten und Auftritte auch in Wittichenau vorkamen. Damals war allerdings auch das ganze Jahr über in den Nächten mehr Bewegung in Wittichenau, heutzutage bevorzugt man ruhigen Schlaf oder gemütlichen Fernsehabend abgesehen von Karneval, fährt man meist nach außerhalb wenn man Action braucht. Über jüngste Ausschreitungen wie in Bautzen gibt es regelmäßig umfang­ reichere Informationen von Polizei oder Landratsamt, die ich aber nicht unbedingt im Wochenblatt platzieren muss, wenn die Tageszeitungen zuvor darüber berichtet haben. Es sei denn, sie beziehen sich direkt auf die lokale Ebene des Wittichenauer Wochenblattes, die wie sie selbst andeuten, zum Glück bisher wenig berührt ist. Solche Blauäugigkeit allerdings, wie sie beispielsweise ein ehemaliger sächsischer Ministerpräsident an den Tag legte, der behauptete, in Sachsen gäbe es keinen Rechtsextremismus, habe ich in meiner Zeitung in 27 Jahren noch nicht verbreitet.

Was Leserdiskussionen in Tageszeitungen betrifft, kann man sich oft über Sinn und Unsinn streiten. Pegida selbst, egal wie man dazu steht, ist meiner Meinung in erster Linie ein Dresdener Problem (auch wenn es sicher auch in Wittichenau Anhänger gibt), wenn die dortige Stadtverwaltung über Jahre, Woche für Woche einen herausragenden Protestraum dieser Bewegung einräumt, der mitten im touristischen Altstadtkern liegt und man lange Zeit keinerlei Dialog suchte. Nun ist längst mancher Extremist auf den fahrenden Zug, auf das Event, aufgesprungen und kocht sein Süppchen.

Unabhängig von den dort geäußerten Ansichten sollte man nicht übersehen, dass im Osten viele Biografien gebrochen sind, die Leute teilweise unerhörte Umwälzungen erlebt haben, nicht zuletzt auf dem Arbeitsmarkt. Den meisten allerdings geht es momentan so gut wie noch nie. Aber gerade weil viele so viel mitgemacht haben, gibt es auch Ängste, den erworbenen Wohlstand wieder zu verlieren, die digitalen Medien tragen oft mit Falschinformationen ihres dazu bei. Mittlerweile ist ja bekannt, dass beispielsweise über Facebook Roboterprogramme Gerüchte tausendfach vervielfachen. Die Rechtsorgane und Politik sind überfordert. Dumpfer Ausländerhass ist generell abzulehnen, Bedürftigen muss geholfen werden, aber es kann dabei nicht die eigene Demokratie durch unkontrollierte Einwanderung gefährdet werden. Tendenzen die durch zeitweilige Einsparungen bei der Polizei speziell in Sachsen noch gefördert wurden. Es lief in Vergangenheit und auch Gegenwart einiges falsch in Deutschland, wie kriminelles und extremistisches Potential in mancher Großstadt in Mitteleuropa bezeugt und geduldet wurde, auch danach haben viele kein Bedürfnis. Kürzlich las man eine Meldung, dass über 3 Millionen Selbständige im Alter von Existenzproblemen betroffen sind. Gerade im Osten hatten sich viele notgedrungen selbständig gemacht, weil sie arbeitslos wurden. Sie werden und wurden oft steuerlich ohne Gnade gemolken, da bleibt nichts für die Alterssicherung, dazu kommen oft Probleme mit der Privaten Krankenversicherung, während die Großkopfeten geschont werden, weil sie die Lücken im Gesetz ausnutzen können. Die Bundesrepublik ist wahrlich kein Schlaraffenland für (kleine) Selbständige. Dazu kommt das die Handelsmonopole vielen (naiven) Existenzgründern, die sich oft noch verschuldet haben, gnadenlos das Genick brachen und brechen. Ich kenne manchen, der jeden Tag schindert, aber auf keinen grünen Zweig kommt, die Basis dafür ist einfach nicht vorhanden.

Die Politik ist auch hier überfordert, hat kaum Antworten auf die Probleme der Zeit. Hartz 4 ist oft Rettung, aber auch die Letzte Lösung. Ist es dann soweit, hat aber mancher viel Freizeit und aus den Reihen der Betroffenen rekrutiert sich sicher auch Pegida.

Die Welt scheint in Umbruch, Staaten schotten sich ab, Opportunisten haben Zulauf, wie das Wahlergebnis in den USA oder der Brexit in England verdeutlichen. Am Ende könnte es nur Verlierer geben, wenn jeder seinen Mist alleine macht. Dabei werden die Probleme noch zu nehmen, solange die reichen Staaten nicht gewillt sind, die Probleme der 3. Welt ernst zu nehmen.

Immer noch regiert vorrangig der Profit, und da hatten Marx und Engels leider doch teilweise recht, auch wenn die meisten ihrer Nachfolgemodelle gescheitert sind und damit auch manche Illusionen.

Gescheiter ist die Menschheit trotz Computerrevolution leider nicht geworden, im Gegenteil, die allgemeine Verblödung hat Konjunktur.
Christian Schenker.

 

Wittichenau – Eine Insel der Glückseligen?

Ein Diskussionsbeitrag  von Klaus Köhn – Bad Honnef, veröffentlicht im „Wittichenauer Wochenblatt“ vom 11. November 2016

Es ist immer ein Verweilen auf der Insel der Glückseligen, wenn ich das Wittichenauer Wochenblatt aufschlage. Da gibt es keine Probleme mit Flüchtlingen, keine Demos, keine nennenswerte Kriminalität, keine Wohnungsnot u. v. m. Die Aufzählung lässt sich noch weiter fortsetzen. So hätte mich fast Glückseligkeit erfassen können, wenn es nicht andere Botschaften gäbe.

Als ich am 3. Oktober mittags die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit und abends im MDR „So schön ist Dresden“ gesehen habe, konnte ich deutlich die zwei Gesichter, die Dresden an diesem Tag gezeigt hat, wahrnehmen: Erneut pöbelnde, sich in Hetztiraden hinein steigernde Bürgerinnen und Bürger, die die Repräsentanten unserer Demokratie, die doch im Osten 40 Jahre vermisst wurde, ergehen. Da hieß es: es sind doch nur ein paar Hundert und (?)… um es mit Brecht zu sagen, die im Dunkeln sieht man nicht, nämlich Tausende in den Nebenstraßen von gleicher Gesinnung und die hinter den Vorhängen. Und die Polizei ließ die pöbelnde Menge gewähren. Ein Polizist wünschte über Lautsprecher der Pegida einen erfolgreichen Tag. Dresdners Oberbürgermeister und Sachsens Innenminister rechtfertigten sogar das passive Verhalten der Polizei, denn es wurde ja nur das Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt. So schön sind Dresden, Bautzen und andere Orte, wo dem pöbelnden Volk applaudiert wurde. Der Bonner Generalanzeiger titelte: Wie viel Pegida steckt in Sachsens Polizei?

Der Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte in seiner Festrede: „Diejenigen, die heute besonders laut pfeifen und schreien, haben offenkundig das geringste Erinnerungsvermögen daran, in welcher Verfassung sich diese Stadt und dieses Land befunden haben, bevor die deutsche Einheit möglich wurde … Wer das Abendland gegen tatsächliche und vermeintliche Bedrohungen verteidigen will, muss seinerseits den Mindestansprüchen der westlichen Zivilisation genügen: Respekt und Toleranz üben und die Freiheit der Meinung, der Rede, der Religion wahren und den Rechtsstaat achten.“ Daran scheint es in Ostdeutschland mehr zu mangeln als im Westen.

Ausländerhass ist kein neues Phänomen, auch im Westen. Dafür ist die Flüchtlingswelle nicht allein ursächlich. Der Bonner Generalanzeiger schrieb am 26. Februar 2016: Schon nach dem Mauerfall sagten 42 % der jungen Ostdeutschen: „Mich stören nur die vielen Ausländer bei uns. Dabei sind bis heute nur 2 % der sächsischen Bevölkerung Migranten.“ Aktuell – jetzt einige Monate später – mögen es etwas mehr sein. Und Wittichenau ist (noch) nicht betroffen.

Zu DDR-Zeiten war Wittichenau eine Nischenkultur. Inwieweit hat sich diese Lausitzer Stadt heute geöffnet? Wo sind die Wittichenauer? In der Kirche, auf ihren Heimatfesten, beim Frühschoppen, auf dem Sportplatz, beim Angeln oder im Karneval? Ich erinnere mich an Aussagen, dass selbst Neubürger aus Hoyerswerda nicht allen willkommen waren. Und wenn ich das Wittichenauer Wochenblatt lese, dann scheint Wittichenau weitgehend eine „geschlossene Gesellschaft“ geblieben zu sein, pardon: Eine Insel der Glückseligen – mit Ausnahme auf einen kleinen Bericht der von mir sehr geschätzten Frau Beate Hufnagel, als sie über den Vorfall am Erntefest in der Krabat-Mühle schrieb: es war für sie bestürzend und beschämend, als ein junger Mann von einer im Bad Honnefer Chor aus Aegidienberg mitgereisten Syrerin verlangte, ihr Kopftuch abzunehmen. Danke Frau Hufnagel! Das könnte ein Anfang sein, sich über Vorgänge, die nur wenige Kilometer weiter in Dresden oder noch näher in Bautzen stattfanden, auch im Wochenblatt kritisch auseinander zu setzen. Ich habe Ostdeutschland in den ersten Jahren bewundert, mit welcher Freude und Engagement der Tag der „Deutschen Einheit“ gefeiert und auch darüber im Wittichenauer Wochenblatt berichtet wurde. Ist diese Freude nach 26 Jahren erloschen?

Ich hoffe, dass sich nicht allzu viele nun mehr und mehr vom Osten abwenden, wie z. B. mein Enkel, der begeistert nach seinem Studium in Köln als Lehrer nach Dresden gegangen ist, und im Sommer Dresden wieder entsetzt verlassen hat und jetzt in Köln unterrichtet. Quo vadis Sachsen?

Ich weiß, dass ich mit meinem Artikel einige Leser provoziere, vielleicht sogar Freunde. Ich weiß nicht, ob ihn Christian Schenker, für den ich seit ca. 20 Jahren hin und wieder schreibe, veröffentlichen wird. Wenn es geschieht, dann werde ich zu meinen Aussagen stehen und mich einer Diskussion stellen.

 

 

Jugendfeuerwehr Bad Honnef zu Gast bei Freunden in Wittichenau

Die Jugendfeuerwehr Bad Honnef fuhr über das Pfingstwochenende in die 600 km entfernte Partnerstadt Wittichenau.

Dort wurden sie von Bürgermeister Markus Posch sowie den Kameraden der dortigen Jugendfeuerwehr unter der Leitung von Ingeborg Zomack sehr herzlich empfangen.

Neben gemeinsamen Abenden am Lagerfeuer wurden der Braunkohletagebau sowie das Stasigefängnis Bautzen besichtigt. Die Seenplatten, welche durch die Braunkohlegewinnung entstanden sind, sowie ein Freizeitpark durften natürlich auch nicht fehlen.

Finanziell unterstützt wurde die Jugendfeuerwehr mit einer Spende des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef, Löschzug Aegidienberg.

Die Jugendfeuerwehr Bad Honnef hat sich in Wittichenau sehr wohl gefühlt und ein weiterer Besuch ist nicht ausgeschlossen. Als Zeichen der Freundschaft wurde unserer Jugendfeuerwehr das  Maskottchen aus Sachsen „Löschi“ übergeben, welches nun den Wimpel ziert.

Patricia Wiesel Ansgar Fraund

Kreuzreiter verkünden die Frohe Botschaft

Zum 475. Mal tragen am Ostersonntag die Wittichenauer Kreuzreiter die Frohe Botschaft der Auferstehung des Herren in die Nachbargemende Ralbitz. Die deutsch-sorbische Reiterprozession beginnt um 9.20 Uhr mit der Kreuzübergabe an der Katholischen Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt. Die Wittichenauer Kreuzreiterprozession ist die einzigste der 9 Prozessionen in der Lausitz, bei der zweisprachig gesungen und gebetet wird.

Wittichenau hat einen neuen Bürgermeister

Der neue Bürgermeister ist Wittichenauer, 44 Jahre alt und heißt Markus Posch, er ist verheiratet und hat 4 Kinder. Nach dem Studium zum Diplom-Verwaltungsfachwirt(FH) war er 20 Jahre im Landratsamt Hoyerswerda tätig. Er ist für die CDU angetreten. Am 18.08. tritt er offiziell sein Amt an. Bei der ersten konstituierenden Sitzung des neu gewählten Stadtrates saß er noch als Zuschauer im Sitzungssaal.

Schülergruppe aus Bad Honnef in Wittichenau

Die 9. Klasse der Privatschule „Hagerhof“ aus Bad Honnef weilte zum ersten Mal in der sächsischen Partnerstadt und knüpfte somit erste Kontakte mit der Mittelschule Wittichenau. Untergebracht in den mit Feldbetten ausgestatteten Klassenzimmern erlebten die Gäste sozusagen „hautnah“  den Schulalltag in der Mittelschule.  Mit einem  gemeinsamen Sporttag  begann das umfangreich organisierte Programm, welches die Gäste aus dem Rheinland u. a. ins Seenland, zur Krabat-Mühle nach Schwarzkollm, in die KRABAT-Milchwelt oder ins Waldbad führte. Der Höhepunkt war der Besuch der Landeshauptstadt Dresden mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Die Schüler wurden während ihres Besuches vom Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Wittichenau Peter Popella begleitet.

Feststimmung bei Partnerschaftsjubiläum

Gemeinsam mit ca. 200 Besuchern aus Tanvald feierten die Wittichenauer am 29.06.2013 das 20jährige Städtepartnerschaftsjubiläum. Während die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde 1993 im Wald-und Strandbad stattfand, sorgte wie vor 10 Jahren der Schulhof der Grund- und Mittelschule für ein ideales Jubiläumsambiente. Ein umfangreiches kulturelles Programm mit Gesang und Tanz aus beiden Partnerstädten sorgte für Unterhaltung.  Unter den Ehrengästen aus den Partnerstädten Bad Honnef und Lubomierz (Polen)  weilten der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Stanislaw Tillich, Bundestagsabgeordnete Maria Michalk und Landrat Michael Harig.

Mit der Eintragung in das „Goldene Buch“ der Stadt Wittichenau erfuhren der Tanvalder Bürgermeister und Unterzeichner der Partnerschaft Petr Polak, der damalige Bürgermeister der Stadt Wittichenau und Unterzeichner der Partnerschaft, Peter Schowtka und Ex-Landrätin Petra Kockert eine besondere Ehrung. Alle drei waren und sind maßgeblich am Gedeihen der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Tanvald und Wittichenau beteiligt.

Kreuzreiter verkünden die Osterbotschaft

 

Mehr als 400 Kreuzreiter verkünden am Ostersonntag in deutscher und sorbischer Sprache die frohe Botschaft „Halleluja, Jesus lebt!“. Diese katholische Tradition reicht bis ins Jahr 1541 zurück und gehört zu den ältesten noch gelebten Bräuchen.

Nach der Kreuzübergabe gegen 9.20 Uhr an der katholischen Pfarrkirche begibt sich nach dreimaligem Umreiten der Kirche die Prozession betend und singend in die Nachbargemeinde Ralbitz.

Weitere Prozessionen:

Bautzen (ab 10.30 Uhr) nach Radibor (an 12.15 Uhr

Ralbitz (ab 9.15 Uhr) nach Wittichenau (an 12.00 Uhr)

Crostwitz (ab 12.15 Uhr) nach Panschwitz (an 15.00 Uhr Panschwitz (ab 12.45 Uhr) nach Crostwitz (an 14.15 Uhr)

Radibor (ab 11.45 Uhr) nach Storcha (13.45 Uhr)

Storche (ab 12.00 Uhr) nach Radibor (an 13.45 Uhr)

Nebelschütz (ab 12.00 Uhr) nach Ostro (an 14.00 Uhr)

Ostro (ab 12.00 Uhr) nach Nebelschütz (an 14.00 Uhr)

 

Der Heimritt beginnt jeweils ca. 15.00 Uhr.

Wenn Vögel Hochzeit halten

Einer der bekanntesten sorbischen Bräuche ist die Vogelhochzeit, obersorbisch ptači kwas.  Am Morgen des 25. Januars wird ein Teller auf das Fenster gestellt, der mit Süßigkeiten  in Form von Vögeln oder Nestern, z. B. mit Zuckerguss überzogene Teigvögel, sorbisch: „Sroki“  oder  Kremnester, die bestehend aus einem Keksboden, darauf eine Butterkremschicht in Form eines Nestes mit dunkler Schokolade überzogen und bunten Zuckereiern in der Mitte) gefüllt wird. Das sind symbolische Geschenke der Vögel, die an diesem Tage Hochzeit feiern und sich bei den Kindern für das ausgestreute Futter an kalten Wintertagen bedanken.

In Wittichenau wird dieser Brauch in den Kindergärten und der Grundschule gefeiert.

Während in deutschen Kindertagesstätten das Brautpaar wie im gleichnamigen VolksliedDie Vogelhochzeit als Amsel und Drossel verkleidet sind, stellen im Sorbischen Elster (sroka) und Krähe (hawron) Braut und Bräutigam dar und tragen die sorbische Hochzeitstracht anstatt eines Federkleides.

Stolpersteine zum Gedenken

Fünf Stolpersteine erinnern vor dem Haus Hoskerstraße 30 an die jüdische Familie Neufeld, die 1938 aus Wittichenau deportiert wurde. Das Geschichtsprojekt der Wittichenauer Pfadfinder brachte Licht ins Dunkel dieser Zeit.
Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt seit 1997 europaweit zum Gedenken an die Opfer des Natioanalsozialismus Stolpersteine. Insgesamt erinnern und mahnen derzeit 36.000 Steine und fünf davon tragen die Lebensdaten von Herrmann, Zipora, Rosa, Klara und Rut Neufeld, der Textilhändlerfamilie, die einige Jahre in Wittichenau lebte. Jugendliche der Wittichenauer Pfadfindergruppe beschäftigten sich ein Jahr lang mit dem Schicksal der Familie, befragte Zeitzeugen, recherchierte in Archiven. Eine beeidruckende Gedenkfeier mit der Verlegung der Stolpersteine, über die man, so Projektleiter Eric Schimann, ruhig stolpern soll. “Denken Sie über die Schicksale nach und laden Sie auch andere dazu ein!”
Mehr zum Projekt unter:
http://stolpersteine.wittichenauer-pfadfinder.de

Erstellt am 27.07.2012 09:14 von Stadtverwaltung Wittichenau
http://www.wittichenau.de