Anmerkung der Redaktion des Wittichenauer Wochenblattes zum Artikel von Klaus Köhn

Der Herausgeber des Wittichenauer Wochenblattes, Christian Schenker,  hat im Wittichenauer Wochenblatt vom 11. November 2016 folgende „Anmerkung der Redaktion“ zum Artikel von Klaus Köhn veröffentlicht.

Selbstverständlich steht mein Wochenblatt jederzeit für Diskussionen zur Verfügung. Ich habe allerdings bereits mehrfach da rauf hingewiesen, dass ich für wenig Geld eine Lokalzeitung für ein Städtchen von nicht mal 6000 Einwohnern mache und selbst nicht den Ehrgeiz habe, die Probleme der Welt zu lösen, die oft durch unfähige Politiker; Opportunisten oder profitgierige Konzerne mit ihren Lobbyisten entstanden sind.

Umso mehr, da ich praktisch ein Alleinunterhalter bin, der nun mittlerweile mit 66, erst recht nicht die Absicht hat zwischen die Fronten zu geraten, auch wenn das manchem gefallen würde. Das wäre dann auch für mich ein Grund, endgültig in Rente zu gehen. Nach 27 Jahren Wochenblatt und stabiler Auflage denke ich, dass ich nicht allzu viel falsch gemacht habe, auch wenn sich nicht alles so entwickelt hat, wie man es sich manchmal erträumte.

Aber nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung, nicht mal zu Weihnachten. Was die lokale Ebene betrifft, bin ich natürlich bestrebt, so die oft spärlichen Informationen bis zu mir vordringen, auch darüber zu berichten. Allerdings gibt es selten hierzu offizielle Stellungnahmen zu von Klaus Köhn angesprochenen Ereignissen, die wie sie bereits andeuten Wittichenau bisher weniger tangieren. Ich kann mich aber daran erinnern, dass in den 90iger Jahren extremere Ansichten und Auftritte auch in Wittichenau vorkamen. Damals war allerdings auch das ganze Jahr über in den Nächten mehr Bewegung in Wittichenau, heutzutage bevorzugt man ruhigen Schlaf oder gemütlichen Fernsehabend abgesehen von Karneval, fährt man meist nach außerhalb wenn man Action braucht. Über jüngste Ausschreitungen wie in Bautzen gibt es regelmäßig umfang­ reichere Informationen von Polizei oder Landratsamt, die ich aber nicht unbedingt im Wochenblatt platzieren muss, wenn die Tageszeitungen zuvor darüber berichtet haben. Es sei denn, sie beziehen sich direkt auf die lokale Ebene des Wittichenauer Wochenblattes, die wie sie selbst andeuten, zum Glück bisher wenig berührt ist. Solche Blauäugigkeit allerdings, wie sie beispielsweise ein ehemaliger sächsischer Ministerpräsident an den Tag legte, der behauptete, in Sachsen gäbe es keinen Rechtsextremismus, habe ich in meiner Zeitung in 27 Jahren noch nicht verbreitet.

Was Leserdiskussionen in Tageszeitungen betrifft, kann man sich oft über Sinn und Unsinn streiten. Pegida selbst, egal wie man dazu steht, ist meiner Meinung in erster Linie ein Dresdener Problem (auch wenn es sicher auch in Wittichenau Anhänger gibt), wenn die dortige Stadtverwaltung über Jahre, Woche für Woche einen herausragenden Protestraum dieser Bewegung einräumt, der mitten im touristischen Altstadtkern liegt und man lange Zeit keinerlei Dialog suchte. Nun ist längst mancher Extremist auf den fahrenden Zug, auf das Event, aufgesprungen und kocht sein Süppchen.

Unabhängig von den dort geäußerten Ansichten sollte man nicht übersehen, dass im Osten viele Biografien gebrochen sind, die Leute teilweise unerhörte Umwälzungen erlebt haben, nicht zuletzt auf dem Arbeitsmarkt. Den meisten allerdings geht es momentan so gut wie noch nie. Aber gerade weil viele so viel mitgemacht haben, gibt es auch Ängste, den erworbenen Wohlstand wieder zu verlieren, die digitalen Medien tragen oft mit Falschinformationen ihres dazu bei. Mittlerweile ist ja bekannt, dass beispielsweise über Facebook Roboterprogramme Gerüchte tausendfach vervielfachen. Die Rechtsorgane und Politik sind überfordert. Dumpfer Ausländerhass ist generell abzulehnen, Bedürftigen muss geholfen werden, aber es kann dabei nicht die eigene Demokratie durch unkontrollierte Einwanderung gefährdet werden. Tendenzen die durch zeitweilige Einsparungen bei der Polizei speziell in Sachsen noch gefördert wurden. Es lief in Vergangenheit und auch Gegenwart einiges falsch in Deutschland, wie kriminelles und extremistisches Potential in mancher Großstadt in Mitteleuropa bezeugt und geduldet wurde, auch danach haben viele kein Bedürfnis. Kürzlich las man eine Meldung, dass über 3 Millionen Selbständige im Alter von Existenzproblemen betroffen sind. Gerade im Osten hatten sich viele notgedrungen selbständig gemacht, weil sie arbeitslos wurden. Sie werden und wurden oft steuerlich ohne Gnade gemolken, da bleibt nichts für die Alterssicherung, dazu kommen oft Probleme mit der Privaten Krankenversicherung, während die Großkopfeten geschont werden, weil sie die Lücken im Gesetz ausnutzen können. Die Bundesrepublik ist wahrlich kein Schlaraffenland für (kleine) Selbständige. Dazu kommt das die Handelsmonopole vielen (naiven) Existenzgründern, die sich oft noch verschuldet haben, gnadenlos das Genick brachen und brechen. Ich kenne manchen, der jeden Tag schindert, aber auf keinen grünen Zweig kommt, die Basis dafür ist einfach nicht vorhanden.

Die Politik ist auch hier überfordert, hat kaum Antworten auf die Probleme der Zeit. Hartz 4 ist oft Rettung, aber auch die Letzte Lösung. Ist es dann soweit, hat aber mancher viel Freizeit und aus den Reihen der Betroffenen rekrutiert sich sicher auch Pegida.

Die Welt scheint in Umbruch, Staaten schotten sich ab, Opportunisten haben Zulauf, wie das Wahlergebnis in den USA oder der Brexit in England verdeutlichen. Am Ende könnte es nur Verlierer geben, wenn jeder seinen Mist alleine macht. Dabei werden die Probleme noch zu nehmen, solange die reichen Staaten nicht gewillt sind, die Probleme der 3. Welt ernst zu nehmen.

Immer noch regiert vorrangig der Profit, und da hatten Marx und Engels leider doch teilweise recht, auch wenn die meisten ihrer Nachfolgemodelle gescheitert sind und damit auch manche Illusionen.

Gescheiter ist die Menschheit trotz Computerrevolution leider nicht geworden, im Gegenteil, die allgemeine Verblödung hat Konjunktur.
Christian Schenker.