Aus dem Wittichenauer Wochenblatt – Osterreiten demnächst mit Frauenquote? Erwiderung auf den Beitrag von Klaus Köhn von Horst Dutschmann

Im Wochenblatt 7 vom 6. Mai 2022 hat Herr Köhn aus Bad Honnef von der tiefen Frömmigkeit des hiesigen Osterreitens berichtet. Ich war zunächst erfreut und beeindruckt welch hohes Ansehen unsere langjährige Tradition auch in anderen Bundesländern genießt. Beim weiteren Lesen seines Beitrages allerdings ist mir die Freude schnell vergangen. Ich möchte wetten, dass es neben mir sicher 98% aller Osterreiter ebenso ergangen ist. Wie Herr Köhn richtig schreibt, gibt es diesen Brauch seit 481 Jahren zwischen Wittichenau und Ralbitz, vorher aber schon seit Ende des 15. Jahrhundert zwischen Hoyerswerda und Wittichenau. Wo gibt es in unserem Land noch derartige lange christliche Traditionen? Mit Recht können wir darauf sehr stolz sein und wir müssen und werden alles daran setzen, dass es auch in Zukunft so bleibt. Zuerst habe ich nach dem Lesen gedacht das ist ein Witz oder ein dummer Jungenstreich. Da Sie aber geschichtlich dokumentiert im unteren Teil die herausragenden Fähigkeiten der Frauen vor 2000 Jahren und auch in der heutigen Zeit in Vordergrund stellen, scheint mit Ihr Vorschlag, dass Frauen mitreiten sollten, doch ernst gemeint zu sein. Mir ist bisher noch nie ein derartiger Wunsch von Wittichenauer Frauen zu Gehör gekommen. Man fragt sich da mit Recht, welche Verbesserung bringt es? Es wäre interessant zu erfahren, wie Ihre weiteren Vorstellungen über die Teilnahme von weiblichen Reiterinnen aussehen soll. Ich denke da an die Bekleidung oder an den zukünftig zu erwartenden erhebenden Gesang. Ist auch eine Quotenregelung vorgesehen? Wird ein weibliches Fahnenpaar eingeführt oder gibt es gar in naher Zukunft auf Grund des Machtstrebens eine weibliche Prozessionsleiterin? Niemand in Wittichenau hat in den vielen Jahrhunderten gewagt an der Art und Weise und Durchführung des Osterreitens zu rütteln. Sicher hat man das Osterreiten immer den Männern überlassen, weil es eine wirklich anstrengende körperliche Sache ist. Neben der körperlichen Belastung muss man auch stimmlich gut gerüstet sein, um die vielen Lieder und Gebete stimmgewaltig rüber zu bringen. Wer weiß unterwegs von den Umstehenden schon, dass außerhalb der Dörfer auf den kilometerlangen Wegen allein 4 Rosenkränze, die lauretanische Litanei, mehrere Anrufungen zur Gottesmutter und ehrfürchtig zur Kreuzverehrung gebetet wird? Ich glaube es gibt mittlerweile leider viele, die heutzutage nicht mehr wissen wie ein Rosenkranz überhaupt gebetet wird. Es ist nicht auszuschließen, dass gerade aus diesem Grund der Herrgott uns diese segensreiche Tradition für unsere Region solange erhalten hat. Sicher heutzutage hat jeder das Recht seine Meinung zu äußern. Deshalb habe ich lange überlegt, ob ich zu Ihrem Artikel Stellung beziehen soll. Ich bin kein Prozessionsleiter, aber unterdessen mit 59 Jahren Teilnahme der dienstälteste Reiter in der Wittichenauer Prozession. Herr Köhn Sie und der Partnerschaftsverein aus Bad Honnef haben uns nach der Wende dankenswerter Weise viele hilfreiche Tipps und Ratschläge gegeben um in der freien Marktwirtschaft bestehen zu können. Wir in Wittichenau haben in den vielen Jahrhunderten zumindest was das Osterreiten betrifft unsere eigenen Erfahrungen gemacht und sehen derzeit keinen Anlass irgendetwas daran zu ändern. Im Übrigen, falls sie es nicht wissen oder bemerkt haben sind unsere Frauen beim Osterreiten voll integriert. Damit wir auf den Pferden auch schick aussehen bereiten sie all unsere Bekleidungen vor, versehen die Kopfstücke des Pferdes kunstvoll mit Blumen, beköstigen aufopferungsvoll die Ralbitzer Reiter, nach Ostern wird die gesamte Bekleidung gereinigt und schrankfertig fürs nächste Jahr eingeräumt und nicht zuletzt sind sie den ganzen Tag in Gedanken bei uns und beten, damit wir wieder glücklich heimkehren. Wir sind froh und dankbar, dass wir sie haben, ohne sie würden wir manchmal alt aussehen. Deshalb sei ihnen an dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön gesagt. Herr Köhn Sie nehmen mir es sicher nicht übel, wenn ich Ihnen jetzt auch einen närrischen Vorschlag mache. Nehmen Sie bitte mal das hochgelobte Dreigestirn des Kölner Karnevals in Augenschein. Dort gibt es schon seit Urzeiten neben dem Prinz und dem Bauern noch eine Jungfrau, die leider seit Generationen von einem Mann dargestellt wird. Wie wäre es, da mal die Frauenquote anzustreben und nach einem echten jungfräulichen Objekt Ausschau zu halten?

Horst Dutschmann