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Bedeutung des Osterreitens für eine Wittichenauer Familie in unserer Patenstadt von Christine Winter

 

von Christine Winter

OSTERN – welch bedeutender und wichtiger „Termin“ in unserer „Jahresplanung“ – jedes Jahr! Und nicht nur weltweit, sondern speziell auch für unsere Gegend, für unseren Wohnort und – für unsere Familie, im großen wie im kleinen.

Wir sind „alte Wittichenauer“, wohnen schon immer und sind glücklich hier. Und somit sind wir mit den verschiedenen Traditionen der Osterzeit einfach vertraut, wenngleich sich in manchen Jahren eintretende Veränderungen, die nicht absehbar sind, aber vollziehen.

Seit 481 Jahren verkünden die Kreuzreiter ohne Pause die Auferstehung des Herrn, aber 2019 hat Corona nicht nur die Osterzeit „stillgelegt“…!

Ostern – Der Ostersonntag ist für alle der Höhepunkt und bedeutet nicht nur das Ende der Fastenzeit, welche `pünktlich` an Faschingsdienstagnacht beginnt und möglichst mit einem oder mehreren persönlichen `Opfern` verbunden ist; Verzicht auf negative Gewohnheiten, Gewichtsreduzierung, uvm. Musik und Tanz sind außen vor!

Die Fastenzeit ist eine ruhige Zeit. Nach außen ruhig, aber der Countdown läuft…

Gehrock, Zylinder, weiße Handschuh, Stiefel, Schwanzschleife für das Pferd, Gesangbuch,   im Ort Ralbitz: Anmelden von Unterkunft und Futterverpflegung für das Pferd sowie Anmeldung zur Verköstigung des Reiters, oftmalige Absprachen und „Besprechungen“ der Reiter im Stall – an alles muss gedacht werden, alles muss vorbereitet werden, alles ist wichtig. Unsere Männer entwickeln eine ganz besondere Betriebsamkeit.

Schon die Besorgung der Pferde für den Kreuzreiterritt ist ein Kapital für sich: zeitintensiv, ideenreich, das Motto: eine Hand wäscht die andere – steht. Der große Zusammenhalt in unserer Gegend ist besonders spürbar.

 

Mein Mann Joachim war  2017 zum 50. Mal Kreuzreiter. Unsere gute Freundschaft mit Benno Schlegel, dem Besitzer des Reiterhofes in Wittichenau, erleichterte das Besorgen eines guten Pferdes und beide ritten viele Jahre gemeinsam, oft in der Kreuzträgergruppe.

Aber ist kam auch garnicht so selten vor, dass bei „Not am Mann“ die für Achim und Benno vorgesehenen Pferde an Reiter abgegeben wurden, welche Pech mit ihren Pferden hatten; dann war es doch fraglich, wie unsere Männer mit den „Ersatzpferden“ wieder nach Hause kamen….  Es ging letztendlich immer gut, beide sind eben erfahrene Pferdeliebhaber.

 

Die Pferde werden für den Kreuzreiterritt z.T. von weit her ausgeliehen, besonders geputzt, gestriegelt, die Mähne erhält oftmals einfallsreiche Ornamente eingeflochten, das Geschirr duftet nach frischem Leder bzw. sind herrliche Muschelgeschirre umgelegt.

In unserer Familie wurde stets am Karfreitag das familieneigene Pferdegeschirr in der Küche geputzt.

Der Anspruch für „unsere Pferde“ war stets ein gebundenes Blumenband aus frischen Blumen, welches am Reitgeschirr befestigt wird. Oh, sie leuchteten und es kam auch vor, dass es zeitig gefressen wurde… Rückblickend war es zu DDR-Zeiten sogar schwierig und einfallsreich, zu dieser Zeit überhaupt Blumen und Asparagus unter dem Ladentisch zu bekommen. Und da war es wieder: eine Hand…! Oftmals habe ich Blumenbänder für mehrere Pferde gebunden, sie waren einfach zu schön.

 

Wenn man von den 1000 Kleinigkeiten vor und zu Ostern absieht, die sich in Küchen, Ställen, Höfen, Familien abspielen, ist die Osterzeit auch ein Treffen vieler Familien mit ihren Angehörigen bzw. Freunden und Bekannten. Vor allem am Ostersamstag sieht man überall die Spaziergänger und es herrscht allgemein eine lockere Stimmung. Viele Besucher nehmen bereits am Abend des Karfreitags an der Prozession durch die Stadt teil, es sind jedes Jahr viele Hundert Prozessionsteilnehmer.

 

Nur die Tradition des Färbens der Ostereier hat sich in unserer Familie geändert!                 Vor ca. 40 Jahren noch, stets nach der Karfreitags-Prozession trafen wir uns bei guten Freunden und färbten bis spät in die Nacht die Ostereier, weil die Kinder sie als Überraschung am Ostersonntag erst im Nest sehen sollten…

Heute färben wir sie in allen Farben und Mustern am Samstag – mit den Kindern und Enkeln.

 

Auch wenn die „aktive Zeit des Osterreitens“ in unserer Familie vorbei ist, AKTIV bleibt die Osterzeit allemal. Oft ist es möglich und dann verbringen wir das Osterwochenende gemeinsam – eine große Freude, wenn die 10köpfige Familie am Tisch sitzen und die Traditionen weiterhin erleben und vielleicht fortführen kann.

 

Stille, Grabesruhe, Hufe-Trappeln, Gesang der Kinder und Jugendlichen, wenn sie von den Dörfern kommend, bei uns vorbei ziehen, Pferdetransporte, Kirchenfahnen, Häuserschmuck, Spaziergänger, wichtige Gespräche: wie wird das Wetter, überall Kinder und Kinderwagen, endlich wieder Glocken-läuten… Leben in der Osterzeit.

Ostern in Wittichenau – man muss es einfach live erleben:

Zur Gänsehaut-Stimmung mischt sich manche Freudenträne, wenn die Kreuzreiter am Ostermorgen in der Wittichenauer Kirche um 5.00 Uhr das „Triumpf, der Tod ist überwunden“ anstimmen.

 

Und überhaupt- Wittichenau ist das ganze Jahr ein Besuch wert – nicht nur zu den vielen traditionellen Ereignissen und Erlebnissen –die Türen sind immer offen, kommen Sie herein

HERZLICH WILLKOMMEN-

 

 

 

 

Grußworte des Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees Peter Endler anlässlich 25 Jahre Städtepartnerschaft

Sehr geehrter Herr Georg Szczepanski, in Vertretung des Wittichenauer Bürgermeisters Markus Posch, lieber Otto Neuhoff, Bürgermeister unserer Stadt, liebe Delegation aus Wittichenau, sehr geehrte Ratsmitglieder, ehemalige Bürgermeister Peter Brassel, Wally Feiden, liebe Mitglieder des Partnerschaftskomitees Bad Honnef – Wittichenau, Berck, (Herr Schumacher) Ludvika (Herr Carlius), Cadenabbia (Eva Rode),sehr geehrte Damen und Herren,

vor 25 Jahren, genau am 26.08.1990, wurde die Städtepartnerschaft zwischen Bad Honnef mit der noch DDR Stadt Wittichenau in einer Feierstunde im Kurpark von Helmut Schubert, Dr. Junker und Peter Schowtka besiegelt wurde. Erste Ziele der Partnerschaft waren, ich zitiere Helmut Schubert: „ein schnelles Zusammenwachens der beiden deutschen Staaten und die Schaffung gleicher Lebensstandards….“.

Das selbstbewusste und auf Eigenständigkeit bedachte Wittichenau hat die Ärmel hochgekrempelt und insbesondere ihre kommunale Infrastruktur sehr schnell auf Westniveau gebracht. Aber auch wir Honnefer können ein bisschen stolz sein, bei der Einrichtung von Kindergärten, Planung und Bau des Abwasserwerkes, Gründung des Versorgungsunternehmens Schwarze Elster etc. mit Rat und Tat geholfen zu haben. Besonders hervorheben möchte ich das Engagement von Werner Osterbrink, Dr. Junker, dem damalige Stadtdirektor und Mitunterzeichner der Partnerschaftsurkunde, Dieter Walkenhorst als damaligen Vorstandsvorsitzenden der BHAG und Dieter Henschel als Planer von Kanal- und Straßenbau.

Die Stadt Wittichenau hat sich bereits Anfang Juli diesen Jahres mit den Männern der ersten Stunde getroffen, um an die Aufbaujahre zu erinnern und die Unterstützung beim Aufbau neuer Strukturen durch Bad Honnefer und Wittichenauer Persönlichkeiten zu würdigen. Dabei waren auch die Ehrenbürger von Wittichenau Werner Osterbrink und Erich-Dieter Walkenhorst. Alle „Macher“ der ersten Stunde in Wittichenau waren heute zum Jubiläum eingeladen. Ich nenne Peter Schowtka, Udo Popella, die ehemaligen Bürgermeister und Landtagsabgeordneter, Gottfried Glaab, Herbert Kobalz, Gerhard und Petra Kockert, Joachim Popella und Sylvia Schenker. Leider konnte keiner aus diesem Kreis und dies bedaure ich sehr, aus den unterschiedlichsten Gründen nach Bad Honnef kommen. Die Genannten können alle stolz darauf sein, das Ziel der Partnerschaft „der Förderung eines schnellen Zusammenwachsens, Partnerschaft der Bürger“ gestaltet und erreicht zu haben.

Ein Höhepunkt in der Partnerschaft war sicherlich die Bereitstellung von ca. 100 Ausbildungsplätzen in den 90er Jahren in Honnefern Betrieben und der Verwaltung für junge Menschen unter Regie des Partnerschaftskomitees. Die Unterbringung der Wittichenauer Auszubildenden in dieser Zeit unter Leitung von Werner Osterbrink und Klaus Eckenroth war eine große Herausforderung. Ich freue mich, dass Sebastian Schickart, inzwischen Kfz-Meister in der Fa. Klinkenberg, heute hier ist und diese Generation vertritt.

Parallel zur Unterstützung beim Aufbau neuer Strukturen sind bereits beim ersten Besuch der Wittichenauer in Bad Honnef persönliche Freundschaften zwischen Bürger beider Städte entstanden, die bis heute gehalten haben. Ich denke da an die Familien Stang und Kobalz, Strack und Popella, Hoffman und Homola, Endler und Winter u. v. m. Vereinskontakte, wie z.B. des Selhofer Bürgervereins und der Schützen in Aegidienberg kamen hinzu. Bürgerfahrten auf beiden Seiten stärkten die Partnerschaft. Viele Honnefer lernten die Einzigartigkeit der Lausitz, Dresden, Bautzen und Görlitz kennen.

Nach Abschluss der Unterstützung der Stadt Bad Honnef und seiner Unternehmen in Bezug auf die Vermittlung von Ausbildungsplätzen für Wittichenau hat diese innerdeutsche Partnerschaft nun vergleichbare Ziele, wie sie Bad Honnef zu den Partnerstädten Berck sur Mer, Cadenabbia und Ludvika pflegt.

Um die Zukunftsfähigkeit dieser und aller Partnerschaften zu sichern, muss ein Hauptanliegen aller Komitees sein, die junge Generation einzubinden. Die Besuche der Jugendfeuerwehr aus Wittichenau in Bad Honnef und der Gegenbesuch der Honnefer in Wittichenau in diesem Jahr sind ein gutes Beispiel, wie dies gelingen kann. Herzlichen Dank an Frau Wiesel, Leiterin der Jugendfeuerwehr in Bad Honnef und Frau Zomack aus Wittichenau für Ihre Initiativen.

Es ist uns ein besonderes Anliegen Begegnungen der Schulen anzuregen und zu unterstützen. Die Rhöndorfer Europaschule und die KRABAT-Grundschule in Wittichenau beweisen, dass dies funktionieren kann. Frau Schulz hat als Leiterin der damals selbständigen Europaschule in Rhöndorf mit Ihrem Besuch in Wittichenau begonnen, gegenseitige Kontakte aufzubauen. Vor den Ferien hat die Klasse 3 a der Schule eine CD produziert, in der die Kinder per Video ihre Stadt vorgestellt haben und die CD nach Wittichenau gesandt. Frau Märker und Frau Schumacher ganz herzlichen Dank.

Eine Realschulklasse des Hagerhofes hat sich 2012 auf die Reise nach Wittichenau gemacht, ein Beispiel dass Nachahmung verdient.

Der Auftritt der Band „Part of the Crowd“ beim Stadtteichfestival in Wittichenau am 08. August diesen Jahres, war eine großer Erfolg für die Gruppe. Vielleicht erweitert im nächsten Jahr Otto Neuhoff mit seiner Band die Honnefer Präsens bei diesem Festival.

Mit der Osterweiterung der EU sowie der Gründung der Städtepartnerschaften der Stadt Wittichenau mit Tanvald und Lubomierz hat die Pflege der Patenschaft einen weiteren Akzent bekommen. Das Partnerschaftskomitee möchte einen Beitrag zur europäischen Integration mit den neuen Mitgliedsländern im Osten der EU leisten.

Der durch das Honnefer Komitee initiierte Besuch der Bürgermeister von Bad Honnef, Wittichenau, Tanvald und Lubomierz und den jeweiligen Komitees des EU Parlament in Straßburg war eine umgesetzte Initiative, die eine Wiederholung vielleicht auch unter Beteiligung der anderen Partnerschaftsstädte verdient hat.

Beate Hufnagel aus der Stadtverwaltung Wittichenau hat eine gemeinsame Fahrt einer Mittelstufenklasse des Siebengebirgsgymnasium mit der Oberschule Wittichenau nach Auschwitz, wenn möglich noch unter Beteiligung von Schülern aus der polnischen Stadt Lubomierz, angeregt. Ein sicherlich spannendes und forderndes Projekt, das das Komitee Herrn Flatten, Lehrer am Gymnasium, vorgestellt hat.

Große Zustimmung fand bei den Beteiligten aus Berck sur Mer, Bad Honnef, Wittichenau und Lubomierz die trinationale Jugendbegegnung im vergangenen Jahr unter Leitung von Cornelia Nasner in Bad Honnef. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Partnerschaftskomitee Berck durchgeführt. Nach Abschluss erfolgte spontan die Einladung der Lubomierzer Teilnehmer zu einem Folgetreffen in Lubomierz. Ich bin mir sicher, dass die Finanzierungsfragen im nächsten Jahr gelöst und die Begegnung fortgesetzt werden kann. Dieses Projekt ist auch Teil des Programmes der Jubiläumsfeiern zur 40jährigen Städtepartnerschaft zwischen Berck und Bad Honnef.

Seit vorigem Jahr stehen Besuche unserer östlichen Nachbarn im Mittelpunkt unserer Jahresreisen. Krakau, Breslau und die Partnerstadt Lubomierz waren die Ziele im vorigen Jahr. Noch in diesem Monat geht es unter Leitung von Clemens Rode und mir nach Nordböhmen. Dabei werden wir auch die tschechische Partnerstadt von Wittichenau Tanvald und – wie sollte es anders sein – Wittichenau selbst besuchen.

Es gibt aus Sicht des Honnefer Komitees noch Möglichkeiten auch auf kulturellen und touristischem Gebiet die Kontakte mit dem zweisprachen Wittichenau weiter auszubauen. Beispielhaft seien eine Verkaufsausstellung mit sorbischen Ostereiern, der Auftritt von deutschen und sorbischen Chören in Bad Honnef, der Austausch von Tourismuspaketen der Regionen genannt.

Der kurze Abriss zeigt, wie aus einer innerdeutschen Partnerschaft, bei der im ersten Jahrzehnt die Unterstützung des Aufbaues neuer Strukturen in Wittichenau im Vordergrund stand, eine europäische Partnerschaft mit einer deutsch – sorbischen Stadt unter Einbeziehung der Wittichenauer Partnerstädte geworden ist.

Die Städtepartnerschaft ist eine Partnerschaft der Bürger und Bürgerinnen beider Städte, die aber ständig gepflegt werden muss. Wenn es gelingt, die Jugend mitzunehmen, die kulturelle Vielfalt der Städte deutlich zu machen und die Chance zu nutzen, die auch weiteren Partnerstädte Wittichenaus bieten, mache ich mir um die Zukunftsfähigkeit dieser Städtepartnerschaft keine Sorgen.