Karneval mal (wieder) anders oder So viel Heimlichkeit in der Faschingszeit von Alexandra Heil – Wittichenauer Wochenblatt

 

 

Da uns das traditionelle Fasching feiern auch dieses Jahr wieder nicht möglich war, musste man das Beste draus machen und andere Möglichkeiten in Betracht ziehen. Zur Einstimmung auf die tollen Tage und aufgrund des Kappenabendausfalls plante meine Schwester eine Kostümgeburtstagsfeier. Anschusseln, feiern, Spaß haben und zusammen sein. Die Party wurde bis aufs kleinste Detail vorbereitet. Doch der derzeitige allgemeine Spielverderber war wieder mal pünktlich zur Stelle. Unsere verehrte Gastgeberin wurde den Abend vor der Feier positiv auf Corona getestet. Da meine Schwester schon große Menüs gezaubert hatte und kistenweise Getränke herbei geschafft hatte, musste eine Notlösung her. Das Geburtstagskind begab sich ohne Widerworte in Quarantäne, also in die obere Etage des Hauses und die geladenen Gäste (zumindest ein kleiner Teil davon) trafen sich in der unteren Etage und machten sich über die Köstlichkeiten her. Die Kinder waren glücklich wieder Kostüme anzuziehen und die Erwachsenen fühlten sich maskiert auch immer noch pudelwohl. Das Schminken flutschte immer noch und haben wir nicht verlernt, die Perücke kann man auch noch tragen und das gemeinsame Trinken und Spaß haben funktioniert ebenso. Probekarnevalsabend erfolgreich überstanden! Den darauffolgenden Freitag fieberten wir nun mit Spannung entgegen. Der OnlineKarneval war angesagt. Aufgrund eines MagenDarm Infektes in der Familie musste ich mich alleine auf dem Weg zur Vorführung bei meinen Eltern machen. Die Anwesenden an diesem Abend freuten sich darauf und waren natürlich auch alle kostümiert. Noch schnell etwas essen, eine kleine Polonaise zur Einstimmung und zum Spaß für die Kinder und wir erwarteten den Beginn der Show. Die Übertragung schien zunächst erstmal zu klappen. Wir sahen und hörten etwas. Doch schnell bemerkten wir, dass etwas nicht rundlief. Alle paar Sekunden stockte der Livestream. Zunächst hofften wir darauf, dass es nur am Anfang Probleme gibt, aber es wurde nicht besser. Schnell bemerkten wir, dass wohl alle Probleme bei der Übertragung hatten. Wie schade! Enttäuschte Gesichter. Aber wir lassen uns die Stimmung nicht vermiesen. Vorallem die Kinder machen es uns vor und ich wollte ehrlich gesagt noch nicht aufgeben. Nach hektischem Hin und Her telefonieren, schreiben und lesen von Nachrichten per Facebook und WhatsApp, Versuch eines Downloads der Show usw. kam der erlösende Link zum Anschauen. Endlich konnte der Onlineabend starten. Und wir hatten Spaß! Von Gesang, über Büttenreden, Tanz, Schunkeleien, Witzen, interessanten Interviews und einen Einblick hinter die Kulissen uvm. war alles vertreten. So konnte der Fasching gern weitergehen, aber heute muss ich erstmal nach Hause.

Auf dem Nachhauseweg trällerte eine Männertruppe von Siedlung kommend bis fast nach Hause begleitend noch Kling Klang, du und ich…, Mein Schlesierland… Kurz vor der Haustür begegnete ich noch einen Kappenbruder, der mir einen letzten Helaugruss für diese Nacht zurief. Samstag sollte man dann, so hörte man von einigen munkeln, so gegen 15 Uhr auf dem Markt sein. Irgendetwas sollte da stattfinden. Also machten wir uns fertig. Die Kinder riefen:“ Endlich wieder Kostüm anziehen!“ Angekommen auf dem Marktplatz, war ich dann doch sehr erstaunt. Er war gut gefüllt. Vor der Marktpassage standen die Frauen des Weiberfaschingsvereins und läuteten den Weiberfasching ein. Es wurde gesungen, geschunkelt und gelacht. Von dem was erzählt wurde habe ich nicht allzu viel verstanden, aber egal die Stimmung war trotzdem gut. Und wie ich gehört habe, wurde sogar eine neue Prinzessin gekürt, Prinzessin Christin von SchnipSchnaps aus dem Hause HaarMoni. Plötzlich hieß es, es gibt auch einen Umzug. Von der Kamenzer Straße aus Richtung Marktplatz war die riesige Fahne der Roten Funken zu sehen und hintendran Frauengruppen, aber auch vereinzelte Männer. Es reihten sich nach und nach immer mehr ein und es wurde gleich noch eine Runde gedreht. Anschließend verweilte man noch ein wenig auf dem Marktplatz bis es zu kalt wurde. Vom Kaffeekränzchen bei den Eltern ging es dann gegen 18 Uhr, aber ohne Kinder, wieder los. Und man war erstaunt, wie viele Garagen, Partyräume und überdachte Terrassen als Bar herhalten konnten. Da legte der Sohn eines bekannten DJs der Stadt auf und trieb die Stimmung zum Höhepunkt. Nach etwas längerem Aufenthalt und in gemütlicher Runde, ging es weiter Richtung Schützenplatz und danach Sperlingslust. Da bemerkte man aber schon, dass die ersten in der Runde langsam abbauten, trotzdem gegen 22 Uhr auf zur Siedlung. Bei leckerem Essen und mehreren Runden Wasser verabschiedeten sich die ersten und auch wir entschlossen dann 24 Uhr ins Bett zu marschieren. Doch noch schnell ein kurzen Abstecher zum Hornigsweg. Naja und aus 10 Minuten wurden dann doch etwas mehr. Das Wittichenauer schmeckte immer noch und gute Laune, laute Musik, Schunkelei und Tanz luden einfach zum längeren Verweilen ein. Aber um 2 Uhr lag ich dann doch endlich im Bett. Gute Nacht Wittichenau, es war ein schöner Tag! Endlich wieder so viele farbenprächtige und fröhliche Menschen zu sehen tat der Seele gut. Und so ging es allen die wir getroffen haben. Und schön war es auch endlich Samstag irgendwo ohne Probleme reinzukommen und Platz zum Tanzen zu haben und die meisten Gesichter auch zu kennen. Leider war Sonntag die Nacht um 7 Uhr schon wieder zu Ende. Ausschlafen, so wie früher geht auch nicht mehr. Und so schleppte ich mich Sonntag etwas lädiert über den Tag. Nach dem Mittag kostümiert eine Runde bei strahlendem Sonnenschein durch die Stadt gedreht und dabei einem kleinem Fahrradcorso begegnet. Da die Kinder nächsten Tag zur Schule und in den Kindergarten müssen und mich mal wieder meine Migräne plagt bleiben wir heute Abend daheim. Schließlich muss ich ja Montag auch wieder fit für ein paar Fototermine sein. Morgens die Kinder kostümiert und angemalt, noch schnell ein paar Luftballons ans Haus, die Fahne gerichtet und erst mal schnell ins Büro. Dann ging es in die Kita St. Marien zum Fototermin. Der Karnevalsverein samt Band „Blech gehabt“ wurde erwartet. Meine Tochter erblickte mich sofort und wusste nicht, ob sie sich freuen oder weinen sollte. Am Ende freute sie sich über einen Tanz mit der Mama und Onkel Uwe. Am Nachmittag trafen wir uns mit der Familie auf dem Marktplatz. Der Rosenmontagsumzug war ja eigentlich abgesagt und trotzdem war die Innenstadt gefüllt mit bunt kostümierten Menschen. Es wurde natürlich vorab gemunkelt, dass auch heute ein paar Wagen durch die Stadt kommen sollten. So war es dann auch. Einzelne Clubs und Gruppen der Stadt, Kotten, Sollschwitz, Dörgenhausen, Keula ließen es sich nicht nehmen durch die Straßen zu ziehen. Auch Koblenz war mit dabei, durften aber aufgrund des motorisierten Zuggefährtes nicht durch die Stadt. Im Anschluss blieben wir bei schönsten Sonnenschein noch etwas auf dem Markt, bis es kein sonniges Plätzchen mehr gab und wärmten uns in einer Bar bei leckerem Kuchen, Sekt, Bier und Schnäpschen auf. Mit den Kindern ließen wir den Tag ausklingen. Ein Besuch im Schützenhaus powerte die Kleinen so richtig aus. Viel Platz zum Toben und Fange spielen. Völlig durchgeschwitzt marschierten wir nach Hause und die Kinder schliefen zufrieden ein. Mein Mann der noch ne Runde drehen wollte kam gegen 21 Uhr etwas enttäuscht nach Hause, da wohl alles schon dicht war. Aber eigentlich war er das selber auch schon. Für mich war die Feierei erstmal zu Ende. Ich musste mich wieder auf meine Arbeit konzentrieren. Dienstag noch einen kleinen Abstecher zum Seniorenfasching in der alten Schule. Hier wurde ich freundlich empfangen und gleich zum frühstücken eingeladen. Danach waren die Faschingstage 2022 endgültig für mich vorbei und es waren ein paar tolle Tage! Auch wenn viele Menschen zu Karneval unterwegs waren, haben die

Meisten auch an jene Menschen gedacht, welche momentan in der Ukraine um ihr Leben fürchten müssen und/ oder auf der Flucht sind. Dieses Ereignis lässt Niemanden kalt und überschattet derzeit jeden Augenblick. Ein normaler Fasching war aufgrund dessen nicht wirklich möglich. Das merkte man bei Gesprächen, aber auch bei den Umzügen. Friedenstauben und Peacezeichen konnte ich an den Wagen, aber auch bei den Karnevalisten sehen. Strahlende Kinderaugen, tanzende kleine Feen, Piraten, Prinzessinnen, Hexen und Zauberer erfreuten so manches Erwachsenenherz und ließen jedoch für einen kurzen Moment den Augenblick genießen. Hoffen wir, dass die Menschen in der Ukraine ganz bald auch wieder lächeln können. Ich werde nie verstehen können, warum Kriege überhaupt existieren. Warum sind Menschen zu so etwas fähig? Kriege sind dumm! Ist es nicht viel schöner miteinander Spaß zu haben, sich zu lieben, Kinder lachen und andere Menschen glücklich zu sehen. Lasst uns doch bitte alle einfach nur in Frieden leben. Stoppt diesen Krieg bitte jetzt! Frieden ist etwas so Wunderbares!